Die Digitalisierung der Letzten Meile bleibt eine HerausforderungPaketzustellung heute und in zehn Jahren
– Die Letzte Meile vom Verteilzentrum bis zu den Empfänger:innen ist noch immer wenig digitalisiert und oftmals ineffizient.
– Zugleich gibt es zunehmend Ansätze zur Automatisierung, z.B. autonome Fahrzeuge, Drohnen, KI-basierte Routenplanung, Real-Time Tracking und intelligentes Adressmanagement.
– Expert:innen fordern: Vor der Digitalisierung sollten Prozesse optimiert und eine gute Datenbasis geschaffen werden. Nur so lassen sich sowohl die Produktivität als auch die Empfängerzufriedenheit steigern.
Wie sieht die Paketzustellung ab 2030 aus? Erfolgt sie vermehrt mittels Drohnen und Robotern? Was sind die Erwartungen der Empfänger:innen? Und wie können diese profitabel erfüllt werden? Über diese Themen sprachen Digitalisierungsfachleute auf dem Last Mile Delivery Meetup, das Mitte Mai in Berlin stattfand. Das Event stand unter dem Motto „Adapting to the Future of Parcel Delivery“ und wurde ausgerichtet von Bettermile, Anbieter einer KI-basierten Software für die letzte Meile der Paketlogistik.
„Produktivität ist das A und O bei der Zustellung. Fahrer:innen liefern etwa 150, manchmal bis zu 200 Pakete pro Tag aus. Das erzielen autonome Fahrzeuge oder Drohnen in naher Zukunft nicht”, gab Simon Seeger, Gründer und Managing Director von Bettermile, zu bedenken. Diese traditionellen Zustellkonzepte sind zwar profitabel, aber nicht immer zufriedenstellend, wie die anhaltend hohe Zahl der Beschwerden nahelegt. Ganz anders sind hingegen die empfängerzentrierten Geschäftsmodelle von, Wolt, Gorillas oder Uber eats, wie sie der Hype um Fast Delivery in den letzten Jahren hervorgebracht hat. „Viele dieser Innovationen sind an mangelnder Produktivität gescheitert”, so Simon Seeger weiter. Ist mehr Digitalisierung und Automatisierung, beispielsweise durch autonome Fahrzeuge oder Drohnen die Lösung für diese Herausforderung?
Digitalisierungswunsch und Wirklichkeit
„Die Logistik ist traditionell eine sehr manuelle, papierbasierte und ineffiziente Branche. Wir neigen dazu, Prozesse zu automatisieren, die nicht wirklich robust oder optimiert sind. „Was wir oft übersehen, ist die Tatsache, dass wir über angemessene und effiziente Prozesse sowie Daten verfügen müssen, bevor wir anfangen, eine ausgeklügelte Automatisierung vorzunehmen”, erläuterte Matthias Heutger, Partner bei Porsche Consulting und ehemaliger Senior Vice President für global Innovation bei DHL .
Die Unterschiede hinsichtlich des Digitalisierungsgrades entlang der Lieferketten bleiben groß. In der Transportlogistik kamen in den vergangenen Jahren immer mehr Echtzeit-Transport-Visibility-Plattformen auf den Markt: Laut McKinsey haben Start-ups, die solche Technologien anbieten, seit 2022 rund 7 Milliarden US-Dollar an Finanzmitteln erhalten. Demgegenüber sind Ineffizienzen auf der letzten Meile weiter an der Tagesordnung: Routen werden noch immer statisch geplant, also ohne kontinuierliche Neuberechnung und ohne Einbeziehung von Verkehrsdaten oder Fahrerwissen. Auch Adressdaten sind häufig inkorrekt, was zu weiteren Ineffizienzen bei der Paketzustellung führt. Eng mit diesen Herausforderungen verbunden ist die User-Experience der Empfänger:innen. Einer Befragung durch Bettermile unter 1.200 Empfänger:innen zufolge wollen Paketempfänger:innen genau wissen, wo ihre Bestellung bleibt. Mehr als drei Viertel (77,8 %) von ihnen richten ihre Tagesplanung nach der Echtzeitverfolgung aus. 64,4 % erwarten, dass die Echtzeitverfolgung standardmäßig angeboten werden sollte.
Was bringt die nahe Zukunft?
Werden Zustelltouren in naher Zukunft nahtlos orchestriert und autonom durchgeführt, sodass Ankunftszeiten und Abstellorte mit höchster Präzision eingehalten und durch Empfänger:innen jederzeit flexibel angepasst werden können? „In der nahen Zukunft werden wir keine vollständig digitalisierte und orchestrierte Zustellung durch autonome Fahrzeuge haben. Stattdessen wird es weiterhin Menschen brauchen, die in Momenten, in denen sich das Auto nicht sicher fühlt, eine Entscheidung durch einen Menschen einfordert“, stellte Amin Amini, Gründer und CEO des Schweizer Start-ups LOXO fest. LOXO betreibt seit 2023 erfolgreich fahrerlose und autonome Zustellfahrzeuge auf öffentlichen Straßen. Allerdings bedienen die Fahrzeuge ausschließlich die mittlere Meile, beispielsweise zwischen Zentrallagern und Verteilzentren, da diese weitaus weniger komplex ist als die Zustellung auf der Letzten Meile zu den Endkund:innen.
Einig waren sich die Teilnehmenden darin, dass Technologie der Schlüssel ist, um sowohl flexibel auf Empfängerwünsche eingehen zu können als auch wirtschaftlichen Vorgaben gerecht zu werden. Simon Seeger nennt diese Stufe die „intelligente Orchestrierung“ der Letzten Meile. Hierbei erfolgt die gesamte Routenplanung live mit Aktualisierungen während der Fahrt und vom Fahrzeug bis zur Tür mit einer genauen Navigation bis zum Übergabeort. Kund:innen können in Echtzeit Änderungen an ihrer Lieferung vornehmen, einschließlich bezahlter Optionen für die bevorzugte Zustellzeit.
Quelle: www.bettermile.com