Die KEP-Branche macht elektrisch mobil

– Drohende Fahrverbote setzen die KEP-Branche unter Zugzwang
– Alternative Antriebsformen wie Elektromobilität gewinnen an Bedeutung
– Reichweiten und Transportkapazitäten nehmen zu
– Wirtschaftlichkeit scheint für viele Logistiker noch ein Knackpunkt zu ein

Nun also auch Mainz, Köln und Bonn! Nachdem bereits Großstädte wie Berlin, Hamburg, Frankfurt und Stuttgart von möglichen Fahrverboten für Dieselfahrzeuge betroffen sind, hat es jetzt auch die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt erwischt. Gegen zahlreiche weitere Städte sind noch Verfahren anhängig. Wie auch immer diese ausgehen mögen, der Trend ist klar: Die Zeit der konventionellen Verbrennungsmotoren läuft auch im Nutzfahrzeugbereich langsam, aber sicher ab. Dazu trägt neben der Abgasproblematik auch die hohe Lärmbelastung in den Innenstädten bei.

Der Kleintransporter ist für die Verteilung von Kurier-, Express- und Paketsendungen das bevorzugte Transportmittel für die „letzte Meile“. Laut Angaben des Kraftfahrtbundesamtes waren zum Jahresbeginn knapp 4,3 Millionen Fahrzeuge dieser Kategorie in Deutschland angemeldet. Das von den KEP-Unternehmen beförderte Sendungsvolumen hat sich im Verlauf der vergangenen zehn Jahre nahezu verdoppelt, und der Wirtschaftszweig wuchs in diesem Zeitraum um gut die Hälfte schneller als alle übrigen Sektoren.

Elektro statt Diesel?

Daher ist es nur konsequent, dass viele Unternehmen bereits heute auf emissionsfreie und flüsterleise E-Transporter umsteigen, um möglicherweise existenzbedrohenden Fahrverboten zuvorzukommen und sich zukunftssicher aufzustellen. Hier ist die Deutsche Post DHL Group durch den Einsatz des StreetScooters unumstrittener Vorreiter. Mehr als 8.000 davon sind für den Logistikspezialisten bereits tagtäglich im Einsatz. Sie ersparen dem Klima damit über 26.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Die Alltagstauglichkeit für den Zustellbetrieb ist auf mehr als 40 Millionen gefahrenen Kilometern inzwischen eindeutig erprobt.

Der StreetScooter ist eine Eigenentwicklung der Deutschen Post in Kooperation mit der im Umfeld der RWTH gegründeten StreetScooter GmbH. Heute ist die hundertprozentige Post-Tochter Marktführer im Bereich der elektrischen Nutzfahrzeuge in Deutschland. „Wir wollten ein kostengünstiges und praxistaugliches E-Mobil in Deutschland entwickeln und herstellen. Viele haben gesagt, das geht nicht. Und wir haben ihnen gezeigt: Es geht doch“, erläutert Professor Dr. Achim Kampker, Unternehmensgründer und CEO, sein Konzept.

Praxistaugliches Werkzeug gefragt

Erfahrungen und Anforderungen der Zusteller flossen von Anfang an in das Projekt ein: „Der StreetScooter ist ein Werkzeug, das auf Funktionalität ausgerichtet ist“, so Kampker weiter. Praktisch zeigt sich dieser Ansatz beispielsweise an der ebenen Ladefläche des Fahrzeugs, wo keine Radkästen die Laderaumnutzung stören. Zudem erleichtern große Ladeöffnungen das tägliche Be- und Entladen, wie Zustellerin Jessica Piunno festgestellt hat: „Beim Beladen ist der StreetScooter viel angenehmer“, so ihre Erfahrung. Sabine Zerr, die für die Deutsche Post das Modell WORK L fährt, ist überzeugt: „Die viel größere Ladefläche ist ganz klar von Vorteil, gerade wenn es bald wieder auf den Weihnachtsverkehr zugeht.“

Noch mehr Leistung verspricht das auf der diesjährigen IAA Nutzfahrzeuge vorgestellte nächstgrößere Modell Work XL, das gemeinsam mit Ford produziert wird. Der XL besitzt ein Laderaumvolumen von 20 Kubikmetern und ermöglicht eine Zuladung von 1.150 Kilogramm Nutzlast. Eine leistungsstarke Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 76 Kilowattstunden verleiht dem bislang größten Modell der StreetScooter-Reihe trotz des höheren Fahrzeuggewichts eine geschätzte Reichweite von gut 200 Kilometern.

E-Transporter mit viel Platz

 

Quelle: „obs/Ford-Werke GmbH“

Doch auch die Modelle Work und Work L verfügen über reichlich Transportkapazität: Bis zu acht Kubikmeter Laderaumvolumen stehen je nach Ausführung zur Verfügung, das reicht für durchschnittlich 200 Pakete. Auch die Zuladung von bis zu 905 Kilogramm kann sich sehen lassen. Und wie sieht es mit der Reichweite aus? Hier stehen zwei Batterievarianten mit 20 oder 40 Kilowattstunden Ladekapazität zur Verfügung. Diese erlaubt eine maximale Fahrstrecke von 205 Kilometern nach NEFZ. Das genügt in der Praxis für den regionalen Zustellverkehr vollkommen. Und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 85 Stundenkilometern meistert der StreetScooter auch Autobahn- und Überlandstrecken.

Die Fahrerkabine bietet neben einer hervorragenden Rundumsicht zusätzliche Platzreserven für bis zu drei Postkisten neben dem Fahrersitz. Die abgesenkte linke Sitzwange am Fahrersitz erleichtert den Zustellern das tägliche dutzendfache Ein- und Aussteigen. Serienmäßige Ausstattungsmerkmale wie das eingebaute Navigationssystem sowie die integrierte Rückfahrkamera sorgen für wegeoptimierte und sichere Zustelltouren. Das gute Handling des StreetScooters macht sich für die Zusteller im Arbeitsalltag positiv bemerkbar, so auch bei Pascal Dengler: „Man denkt, dass man nicht viel sieht, aber durch die Kamera hat man eine ganz normale Sicht.“ Dass er mit dem E-Transporter nicht mehr schalten muss, erleichtert ihm das tägliche Fahren ebenfalls erheblich.

Auftanken an der Steckdose

Aufgeladen wird der StreetScooter nach Ende der Liefertour über Nacht auf dem Betriebshof. „Wenn ich zurück bin von der Tour, dann geht es sofort an die Ladestation“, erzählt Zustellerin Jessica Piunno. Kommen die Mitarbeiter am kommenden Morgen ins Depot, sind die Fahrzeuge aufgeladen und wieder voll einsatzbereit. Dank der  vorprogrammierten Enteisungsfunktion fällt auch nerviges Scheibenkratzen aus.

Funktionalität ist einer der Vorzüge des in Aachen und Düren produzierten Elektromobils. Ein anderer ist seine Robustheit: „Die Aufgabe war, die Kosten und die benötigte Zeit für die Produktion und die Instandhaltung zu reduzieren“, beschreibt Prof. Kampker die Anforderungen an das Arbeitsmittel. So verfügt der StreetScooter über eine vollständig durchgefärbte Kunststoffkarosserie, die Kratzer weniger sichtbar macht und nicht rostet. Zudem setzten die Entwickler auf eine modulare Bauweise. Beides senkt die Wartungs- und Reparaturkosten deutlich, da Einzelteile leichter und schneller ausgetauscht werden können.

Betriebskosten deutlich niedriger als bei Verbrennern

Neben den Wartungs- und Reparaturkosten sind die Verbrauchskosten ein weiteres Kostenargument, bei dem der E-Transporter „made in Aachen“ gegenüber Dieselantrieben punktet: Sie liegen um bis zu 50 Prozent unter denen eines gleichartigen Verbrenners. Dadurch reduzieren sich die Betriebskosten insgesamt erheblich, wodurch sich der höhere Anschaffungspreis bereits nach wenigen Jahren amortisiert. Dennoch fragen sich viele potenzielle Anwender, wie sie die Anfangsinvestition für ein Elektrofahrzeug wirtschaftlich stemmen können. Hierfür stehen seitens der öffentlichen Hand verschiedene Förderprogramme bereit: Bund und viele Länder erleichtern den Umstieg auf emissionslose Alternativen im regionalen Transport- und Lieferverkehr Zuschüssen bei der Anschaffung. Zudem profitieren Halter von einer Befreiung von der Kfz-Steuer für die Dauer von zehn Jahren.

Imagegewinn und Sicherung der Zukunftsfähigkeit

Vollkommen gratis ist dagegen der enorme Imagegewinn für Unternehmen, die in Zeiten hoher Lärm- und Abgasbelastung bereits heute auf saubere Alternativen wie die Elektromobilität setzen. Wer hier als Vorreiter aktiv wird, zieht jede Menge positive Aufmerksamkeit auf sich – und kann damit offensiv werben. Jedes einzelne Fahrzeug mit Elektromobilität wird für Unternehmen aus der KEP-Branche so zu einem sichtbaren Symbol für die Mobilität der Zukunft und das Nachhaltigkeitsdenken dieses Wirtschaftszweiges.

Quelle: www.streetscooter.eu

 

Pressemitteilung veröffentlicht am 13.11.2018 in Mobiles, Nachhaltigkeit, News (In- und Ausland).
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