Andreas Dangl, Entrepreneur und Geschäftsführer der Fabasoft Approve GmbH

Industriedaten als Grundlage für Digitalen Produktpass und Digitalen Zwilling nutzen

Digitale Zwillinge und der Digitale Produktpass gehören zu den wichtigsten Maßnahmen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung ist ein modernes Datenökosystem entlang der gesamten Lieferkette.

Digitale Zwillinge sind laut Capgemini-Studie „Digital Twins: Adding Intelligence to the Real World“ virtuelle Nachbildungen physischer Systeme, die die reale Welt modellieren, simulieren, monitoren, analysieren und ständig optimieren. Unternehmen, die auf diese Technologie setzen, verzeichnen im Durchschnitt eine Verbesserung von 15 Prozent bei den wichtigsten Vertriebs- und Betriebskennzahlen sowie eine Steigerung von bis zu 25 Prozent bei der Systemleistung. Dazu kommt, dass die Digital Twins eine einzigartige Gelegenheit bieten, profitables Wachstum und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. Weitere Vorteile sind laut Studie verbesserte Kundenbindung und -zufriedenheit, Verringerung der Durchlaufzeiten und Senkung der Kosten.

Im Bereich Sustainability sind die Anwendungsmöglichkeiten eines Digitalen Zwillings vielschichtig. Dazu gehört etwa die Abbildung und Optimierung des produkt- oder produktionsanlagen-individuellen Energieverbrauchs, die Einführung von Assistenzsystemen für die Entwicklung nachhaltiger Produkte oder das Monitoring von Nachhaltigkeitsindikatoren entlang des gesamten Lebenszyklus eines Produkts.

Gemeinsam in Richtung Kreislaufwirtschaft

Gerade im letztgenannten Bereich spielt der zweite Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft, der Digitale Produktpass (DPP), eine wesentliche Rolle. Dieser besteht aus einem Datensatz, der die Komponenten, Materialien und chemischen Substanzen sowie Informationen zu Reparierbarkeit, Ersatzteilen oder fachgerechter Entsorgung für ein Produkt zusammenfasst. Die Daten stammen aus allen Phasen des Produktlebenszyklus und lassen sich in all diesen Abschnitten für verschiedene Zwecke nutzen.

Ziel des DPP ist es, dass alle Beteiligten in der Wertschöpfungs- und Lieferkette gemeinsam auf eine Kreislaufwirtschaft hinarbeiten. Außerdem ist er eine wichtige Grundlage für verlässliche Konsumenteninformationen und nachhaltige Konsumentscheidungen im stationären wie auch im Onlinehandel.

Auch der Digitale Produktpass punktet mit zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten. Handelt es sich um ein industriell eingesetztes Produkt, so können Verantwortliche etwa die Montageanleitung, Informationen über die Schnittstellentechnologie oder die Ersatzteilliste abrufen. Hersteller profitieren durch die Bereitstellung ihrer Technischen Dokumentation in der aktuellen Landesfassung, während Betreiber von Maschinen und Anlagen online auf die aktuellen Stände der Bedienungsanleitungen zugreifen.

Datentransparenz gefordert

Die Skizzierung beider Technologien zeigt: Das Wesentliche des Digitalen Zwillings und des Produktpasses ist die Verfügbarkeit der richtigen Daten am richtigen Ort. Und genau das sorgt bei vielen Unternehmen noch für Kopfzerbrechen.

Für den optimalen Einsatz des Digitalen Zwillings braucht es der Capgemini-Studie zufolge eine Kooperationsplattform, auf der Unternehmen in der Lage sind, mit ihren Lieferanten effizient zusammenzuarbeiten, um die benötigten Informationen auszutauschen. Jedoch verfügt weniger als die Hälfte der Betriebe über ein entsprechendes System, das allen Partnern zur Verfügung steht. Beim Digitalen Produktpass sieht die Sache nicht besser aus, was die Entwicklung in Richtung nachhaltiger Wirtschaft empfindlich bremst.

Wie sich eine derartige Plattform entlang der gesamten Supply-Chain schnell und nachhaltig einrichten lässt, zeigt anschaulich das Beispiel des modernen Lieferantenmanagements.

Cloud und Prozessorientierung

Die optimale Basis für ein zukunftsweisendes Datenökosystem bildet Cloud-Computing – und das hat mehrere Gründe. Einerseits ermöglicht diese Technologie die reibungsfreie Schaffung einer gemeinsamen Datenumgebung. Hier liegen alle jene Dokumente, die für den Digitalen Zwilling oder den DPP benötigt werden. Da mitunter auch sensible Daten gespeichert werden, die für die Zusammenarbeit wichtig sind, bietet das System ein ausgeklügeltes Rechte- und Rollenkonzept entlang der gesamten Lieferkette. Das heißt, dass jeder Partner nur auf jene Dokumente zugreifen kann, die seiner Rolle in der digitalen Supply-Chain entsprechen. Den umfassenden Datenschutz komplettieren eine Zwei-Faktor-Authentifizierung beim Log-in und der durch mehrfache Zertifizierung abgesicherte Schutz, den der Cloud-Provider selbst bereitstellt.

Des Weiteren erleichtert die Cloud eine schnelle Einbindung aller Beteiligten in das Datenökosystem da eine lokale Installation des Systems entfällt. Das ist insofern wichtig, als dass Lieferketten zunehmend unter Druck geraten und maximale Flexibilität und Agilität weit oben auf der Agenda der Verantwortlichen stehen.

Eine weitere Stärke eines modernen Lieferantenmanagementsystems ist die Bereitstellung von Workflows, welche die Kooperation zwischen einzelnen Abteilungen und den Partnern in einem Datenökosystem signifikant beschleunigen und verbessern. Integriert ist etwa ein Fristenmanagement, das dafür sorgt, dass alle involvierten Personen jederzeit den Gesamtüberblick über den aktuellen Dokumentationsstand, anstehende Aufgaben und Abgabetermine besitzen.

Falls die bereitgestellten Workflows nicht ausreichen oder nicht vollständig dem Unternehmensalltag entsprechen, sind verantwortliche Mitarbeitende in den Fachabteilungen in der Lage, selbstständig Abläufe zu modellieren – Stichwort Low-Code/No-Code.

Wachstum und Nachhaltigkeit im Einklang

Die Beschreibung eines modernen Lieferantenmanagementsystems zeigt, dass die Implementierung einer gemeinsamen Datenumgebung entlang der gesamten Lieferkette – eine wesentliche Voraussetzung für Digitale Zwillinge und den Digitale Produktpass – reibungsloser von der Hand gehen kann, als von einigen befürchtet. Damit steht der Reise in Richtung nachhaltiger Wirtschaft bei gleichzeitiger Optimierung interner Abläufe nichts mehr entgegen.

Autor

Andreas Dangl ist Entrepreneur und Geschäftsführer der Fabasoft Approve GmbH. In seiner Funktion unterstützt er Unternehmen aus der Industrie bei der Einführung von smarter Software zum Managen technischer Daten und Dokumente.

Quelle / Weitere Informationen: www.fabasoft.com/approve

Links

„Digital Twins: Adding Intelligence to the Real World“:

https://www.capgemini.com/de-de/insights/research/studie-digitale-zwillinge/

Anwendungsmöglichkeiten Digitaler Zwilling:

https://www.ipk.fraunhofer.de/de/kompetenzen-und-loesungen/digital-engineering/digitale-zwillinge/nachhaltigkeit-digitale-zwillinge.html

Anwendungsmöglichkeiten DPP:

University of Cambridge Institute for Sustainability Leadership, The Wuppertal Institute: „Digital Product Passport: The ticket to achieving a climate neutral and circular European economy?“ https://wupperinst.org/p/wi/p/s/pd/2043

Pressemitteilung veröffentlicht am 08.08.2023 in News (In- und Ausland), Software.
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