Deutschland hat das viertgünstigste Briefporto in Europa

– Neue Briefpreisstudie der Deutschen Post vergleicht nominale und reale Briefpreise in der EU sowie  Großbritannien, Island, Norwegen und Schweiz

– Ergebnis nach Bereinigung um wichtige makroökonomische Faktoren: In 26 Ländern ist der Versand eines Standardbriefs teurer als hierzulande

– Briefversand in Dänemark nach wie vor am teuersten, Malta weiter mit dem günstigsten Porto

– Mehrzahl der europäischen Postunternehmen bietet unterschiedliche Brieflaufzeiten an, die Regulierung in Deutschland lässt dies noch nicht zu

Das Porto für den Standardbrief in Deutschland wird im europäischen Vergleich immer günstiger. Das liegt daran, dass die meisten Postunternehmen in Europa seit der letzten Briefpreisstudie der Deutschen Post ihre Preise teilweise drastisch angehoben haben, während das Porto in Deutschland trotz erheblicher Kostensteigerungen unverändert geblieben ist. Bereits bei der Gegenüberstellung der rein nominalen Briefpreise in Europa zeigt sich, dass das Porto in Deutschland mit 85 Cent fast 64 Prozent günstiger ist als der europäische Durchschnittspreis von 1,33 Euro und noch unter dem Preisniveau in Polen, Tschechien, der Slowakei und Rumänien liegt. Bezieht man makroökonomische Faktoren wie Arbeitskosten und Kaufkraft mit ein, um einen aussagekräftigen Vergleich der europäischen Briefpreise zu erhalten, so liegt Deutschland sogar auf Platz 4 der günstigsten Länder. Ein noch erschwinglicheres Porto findet sich nur in der Schweiz, Zypern und Malta. Das belegt der diesjährige Briefpreisvergleich der Deutschen Post, der die Briefpreise in den 27 EU-Mitgliedstaaten und Großbritannien sowie den EFTA-Ländern Island, Norwegen und Schweiz gegenüberstellt.

Teuerstes Land für den Briefversand ist, wie in den Jahren zuvor, Dänemark, das den Briefkunden umgerechnet 4,30 Euro für eine Zustellung am nächsten Werktag abverlangt. Günstigster Anbieter mit 0,37 Euro für den Standardbrief ist seit 15 Jahren die Post in Malta, trotz leichter Preiserhöhung im letzten Jahr. Insgesamt ist das nationale Briefporto in Europa durch Preiserhöhungen in 21 von 31 untersuchten Ländern um acht Cent auf einen Durchschnittspreis von 1,33 Euro gestiegen. In mittlerweile fünf Staaten (Dänemark, Italien, Belgien, Finnland und Island) liegt das Porto sogar über zwei Euro.

Seit 2018 sind die Briefpreise in Europa um nominal 57 Prozent gestiegen. Mit 250 Prozent Preisanhebung in den letzten fünf Jahren ist Rumänien klarer „Spitzenreiter“. In Deutschland ist das Porto in diesem Zeitraum um 21 Prozent angehoben worden. Insgesamt ist in 24 der 31 betrachteten Länder der Preis für den Standardbrief stärker gestiegen als hierzulande.

Ein ähnliches Bild zeigt die Post-Studie beim grenzüberschreitenden Europabrief. Hier hat der Durchschnittspreis durch Preiserhöhungen in 17 Ländern erstmals sogar die 2-Euro-Schwelle überschritten und liegt jetzt bei 2,05 Euro. Durchschnittlich ist der Briefversand in ein anderes europäisches Land fast doppelt so teuer wie der nationale Versand. In Portugal liegt dieser Faktor sogar bei 4,5, in Deutschland mit 1,10 Euro (Briefversand in Europa) gegenüber 0,85 Euro (Briefversand national) lediglich bei 1,3. Damit ist der Europabrief nur in Litauen und Zypern günstiger als hierzulande.

Bereinigt man das europäische Briefporto um die Inflation der letzten zehn Jahre, so zeigt sich, dass der Briefversand in den untersuchten Ländern seit 2013 um 89 Prozent teurer geworden ist. Dies ist der höchste Wert, der jemals beim Briefpreisvergleich der Deutschen Post ermittelt wurde. Im Vergleich dazu ist der deutsche Briefpreis im gleichen Zeitraum und unter Berücksichtigung der Teuerungsrate um lediglich 26,2 Prozent gestiegen. Damit liegt das Preisniveau für den Standardbrief in Deutschland auch hier auf dem viertletzten Platz im europäischen Ranking. Nur in Zypern, in der Schweiz und in Litauen sind die Briefpreise inflationsbereinigt weniger stark angestiegen. Italien hingegen liegt mit 267,7 Prozent unangefochten an der Spitze.

Die Briefpreisstudie der Deutschen Post untersucht in der 22. Auflage am Beispiel eines Industriearbeiters auch, wie lange in den Ländern gearbeitet werden muss, um das Porto für einen Standardbrief bezahlen zu können. Dies gibt Aufschluss darüber, wie erschwinglich das Porto tatsächlich ist. In Deutschland muss ein Arbeiter nur 1,51 Minuten arbeiten, um das Geld für einen Standardbrief zu verdienen. Nur in der Schweiz (1,50) ist das Porto noch günstiger. Der europäische Durchschnittswert liegt bei 4,70 Minuten, der höchste Wert liegt bei 12,22 Minuten in Lettland.

Bemerkenswert ist die Situation in Finnland, wo die dortige Posti das Angebot der Briefzustellung am Folgetag eingestellt hat und nur noch eine Zustellung nach zwei Tagen anbietet. Da dieses Produkt etwas weniger kostet, ist Finnland in mehreren Rankings deutlich abgesunken. Und noch etwas ist aufgefallen: Die meisten europäischen Postunternehmen haben inzwischen neben dem Brief mit eintägiger Laufzeit auch eine langsamere Variante im Angebot, die erst nach mehreren Tagen zugestellt wird. In acht der in dieser Studie betrachteten Länder bietet das jeweilige Postunternehmen gar keinen Brief mit einer Regelzustellung am nächsten Tag mehr an.

Nicht zuletzt dieser Befund verweist darauf, dass die Postregulierung, die in Deutschland immer noch die analoge Welt der 1990er Jahre abbildet, an die veränderten Rahmenbedingungen auf den Briefmärkten angepasst werden muss. Dazu sagt Ole Nordhoff, Leiter Produktmanagement im Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland: „Eine Differenzierung von Laufzeiten ist in Europa Normalität und im Sinne der Kunden. In unseren Nachbarländern hat sich darüber hinaus längst die Erkenntnis durchgesetzt, dass Wettbewerbsförderung im schnell schrumpfenden Briefmarkt kein zielführendes Prinzip ist. Stattdessen sollte durch passende regulatorische Rahmenbedingungen ein verlässlicher und erschwinglicher Universaldienst mit guten Arbeitsbedingungen sowie die schnellere Transformation zu einem klimaneutralen Brief- und Pakettransport gefördert werden.“

Quelle: www.dpdhl.com

Pressemitteilung veröffentlicht am 27.04.2023 in Briefdienste, News (In- und Ausland).
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