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Interview

Interview: Trends im Zahlungsverkehr

Herr Mayntz, was sehen Sie als die wichtigsten Trends, die den Zahlungsverkehr in der DACH-Region 2023 prägen werden?

Nicolas Mayntz: Eines der wichtigsten Themen sind in unseren Augen Mobile Payments: 2023 wird das Jahr des 1-Click-Payments im Mobile Commerce. Obwohl bereits 72 Prozent der deutschen Online-Shopper mobil einkaufen, ist die Abbruchrate hierbei immer noch hoch. Händler müssen sich darauf konzentrieren, ihren Checkout-Prozess flexibler und einfacher zu gestalten und digitale Geldbörsen als Zahlungsoption anzubieten, um die Anzahl erfolgreicher Transaktionen zu erhöhen. Mit der Zunahme mobiler Zahlungen wird es einen klaren Trend hin zu globalen amerikanischen Zahlungssystemen geben. Auch das Thema digitale Identitäten wird durch das mobile Einkaufen und Bezahlen mit digitalen Geldbörsen in den Fokus rücken. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten Unternehmen in die Entwicklung einer mobilen Customer Journey investieren und Digital Wallets noch stärker als Zahlungsmethode integrieren.

Im kommenden Jahr wird sich außerdem der Trend zu „Embedded Finance“ verstärken. Dabei werden Unternehmen Touchpoints für neue Produkte in diesem Bereich schaffen, um zusätzliche Möglichkeiten der Monetarisierung für ihre Produkte zu schaffen. Beispielsweise bietet die Reisebranche ihren Kunden vermehrt Versicherungen oder Retail Services an, während der Einzelhandel auf eigene Kreditkartenprodukte setzt. Auch Marktplätze werden verstärkt nach Möglichkeiten suchen, integrierte Finanzdienstleistungen verfügbar zu machen. Als Payment-Provider beobachten wir hier eine rasch ansteigende Anzahl der Anfragen von Marktplätzen.

Wie können Online-Retailer einen effektiven Zahlungsprozess für sich nutzen, um die aktuelle wirtschaftliche Lage auszugleichen?

Nicolas Mayntz: Payment ist ein strategisches Schlüsselthema für alle E-Commerce-Unternehmen, ganz gleich welcher Größe oder Branche. Die Rolle der Payment-Anbieter wird sich von Dienstleistern zu strategischen Partnern entwickeln, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Prozesse, Konversion und Performance zu verbessern. Unternehmen müssen neue Wege finden, um mehr Umsatz zu generieren und Payment-Provider können sie dabei unterstützen. Der Schwerpunkt wird auf der Feinabstimmung des Bestehenden liegen, um auf dieser Basis das Geschäft bestmöglich auszubauen. Gerade in komplexeren Handelsumgebungen wird der strategische Einsatz von Zahlungsprozessen zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Wenn wir von der aktuellen Wirtschaftslage sprechen, müssen wir auch auf das Thema Sicherheit eingehen. Sicherheit und Betrugsbekämpfung im E-Commerce werden auch 2023 ein wichtiges Thema bleiben. Weltweit werden die Verluste der Händler durch Zahlungsbetrug bis 2025 auf mehr als 200 Milliarden US-Dollar ansteigen. In Deutschland ist insbesondere eine Zunahme von synthetischem Betrug wie Identitätsdiebstahl oder illegaler Kontoübernahme zu verzeichnen. Trotz Fortschritten in der Betrugsprävention müssen Unternehmen auch 2023 ihre Betrugsschutzmaßnahmen weiter optimieren, um fälschliche Rückweisungen zu vermeiden. Die sogenannten False Positives können zu empfindlichen Umsatzausfällen führen, an dieser Stelle haben viele Unternehmen Optimierungspotenzial.

International ist eines der Trendthemen Buy Now Pay Later (BNPL), wie relevant sehen Sie diese Finanzierungsart für den deutschen Markt?

Nicolas Mayntz: Deutschland gilt als Vorreiter des BNPL-Trends, da diese Zahlungsmethode hier bereits seit den 70er Jahren weit verbreitet ist. Daher wird das Wachstum von BNPL in Deutschland im Vergleich zu anderen Märkten geringer ausfallen. Im Jahr 2023 wird ein „menschenzentrierter“ Ansatz im Zahlungsverkehr an Bedeutung gewinnen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass Verbraucher durch eine hohe Akzeptanzrate von BNPL-Verfahren nicht unangemessen verschuldet werden. Die damit in Zusammenhang stehende individuelle finanzielle Tragbarkeit beim Online-Shopping wird in den Fokus rücken. Die Unternehmen müssen hier eine Balance zwischen Verbraucherschutz und der Vermeidung falscher Ablehnungen von BNPL-Zahlungen finden, indem sie verstärkt mit Kundendaten arbeiten.

Das bringt uns direkt zu einem der Megatrends unseres Jahrhunderts: die Individualisierung. Können Sie erklären, welche Bedeutung Individualisierung im Zahlungsverkehr zukommt?

Nicolas Mayntz: Die Zunahme persönlicher Wahlfreiheiten gilt natürlich auch im Payment-Bereich. In den letzten Jahren hat sich die Online-Zahlungslandschaft stark verändert. Das ist vor allem auf die wachsende Beliebtheit von digitalen Geldbörsen und BNPL-Lösungen zurückzuführen, die zu einem festen Bestandteil des digitalen Checkouts geworden sind.

Auch im Jahr 2023 wird sich die Art und Weise weiterentwickeln, wie Verbraucher online bezahlen, da sie zum ersten Mal mit neuen Formen des digitalen Bezahlens experimentieren. Die Herausforderung für Händler besteht weiterhin darin, den Verbrauchern die richtige Zahlungsmethode zum richtigen Zeitpunkt über den richtigen Kanal anzubieten, um die bestmöglichen Konversionsraten zu erzielen. Retailer sollten ihre Daten analysieren, um so zu entscheiden, welche Bezahlmethoden für ihr Geschäftsmodell am meisten Sinn ergeben.

Und was wird das Highlight des Jahres 2023 für Sie als Unternehmen? Welche Projekte stehen auf der Agenda?

Nicolas Mayntz: Die Payment-Industrie ist eine junge und sich schnell entwickelnde Branche, die auch 2023 weiter wachsen wird. Es ist spannend zu sehen, wie Checkout.com als Payment-Partner Händler dabei unterstützt, durch die wachsende Komplexität im Payment-Umfeld zu navigieren. Trotz der Herausforderungen, die komplexe Zahlungsprozesse mit sich bringen, ermöglicht die Optimierung der Zahlungsprozesse durch Checkout.com den Händlern, ihr Geschäft voranzutreiben.

Zu den persönlichen Highlights werden aber sicherlich auch die wieder stärker in den Fokus kommenden Live-Events zählen. Wir sind beispielsweise mit einer Masterclass auf der Finance-Forward-Konferenz des OMR-Festivals in Hamburg vertreten. Wir freuen uns jetzt schon auf den Austausch und die Gespräche auf der Messe.

Über Nicolas Mayntz:

Nicolas Mayntz ist bei Checkout.com verantwortlich für das Marketing im deutschsprachigen Raum. Beim globalen Payment-Dienstleister sorgt er für die Transcreation und Umsetzung der globalen Produkt- und Brand-Kampagnen.

Seit mehr als 15 Jahren bemüht sich Nicolas komplexe Finanzprodukte einfach zu erklären.

Quelle: www.checkout.com

Interview veröffentlicht am 09.03.2023 in E-Commerce, News (In- und Ausland).