Interview

„Für die meisten Textilfirmen sind die ersten beiden Stufen der Lieferantenpyramide gut zu steuern“

Ein Interview mit Andreas R. Streubig, Director Global Sustainability, HUGO BOSS AG

Die Fragen stellte Sabine Ursel, Kommunikation I Presse I Netzwerk, Journalistin und Kommunikationsberaterin, Wiesbaden (Fokus Einkauf/Vertrieb)

Andreas Streubig: Für mich ist anschieben hier ein eher irreführendes Bild. Es suggeriert ja, dass etwas aus dem Stillstand in Bewegung gebracht werden muss. Für HUGO BOSS kann ich sagen, dass das so nicht zutrifft. Bei uns ist in Sachen Nachhaltigkeit bereits vieles in Bewegung, was wir nicht zuletzt mit der erneuten Aufnahme in den Dow Jones Sustainability Index eindrucksvoll untermauert haben. Ich verstehe meine Aufgabe eher so, unserem Unternehmen auf dem weiteren Weg zu mehr Nachhaltigkeit die richtigen Impulse zu geben, zu beraten, bestehende Initiativen zu begleiten… und hier und da auch Bestehendes neu zu denken.

In Ihrer Wesentlichkeitsanalyse beobachten Sie 17 Cluster und die entsprechenden Wertschöpfungsstufen. Haben Sie die Tier-1 Ebene im Griff? Und wie steht es mit der Unterlieferantenkaskade?

Streubig: Beherrschung der eigenen Lieferketten ist für uns absolut relevant, und zwar nicht allein aus Nachhaltigkeitsperspektive. Die von unseren Kunden erwartete hohe Produktqualität und die für die positive Entwicklung des Unternehmens notwendigen betriebswirtschaftlichen Parameter lassen sich nur durch ein systematisches Lieferkettenmanagement erreichen. Für die meisten Textilfirmen sind die ersten beiden Stufen der Lieferantenpyramide gut zu steuern, in den weiteren Vorstufen wird es bereits deutlich komplexer. Da macht HUGO BOSS keine Ausnahme.

Entscheidende Kunden-Zielgruppen „ticken anders“, sie stellen Nachhaltigkeit vor Schnelligkeit. Müssen sich Unternehmen in Zukunft entscheiden, welche Marktsegmente – und damit Glaubensrichtungen und Geldbeutel – sie adressieren wollen?

Streubig: Ist das so? Ich beobachte im Mainstream momentan eher das Gegenteil. Dass Unternehmen ihre Kunden kennen und ihr Angebot darauf abstellen sollten, ist sicher eine Binsenweisheit. Ich glaube aber, dass Unternehmen mehr können: stimmige Produkt- oder Serviceangebote an den Kunden zu vermitteln, die einen soliden Ausgleich zwischen den scheinbaren Extrempunkten liefern.

Was kann HUGO BOSS vom Kunden lernen?

Streubig: Wir pflegen einen sehr engen Kontakt mit unseren Kunden, um mehr über deren Bedürfnisse zu erfahren. Am Ende des Tages muss es für HUGO BOSS darum gehen, dem Kunden Angebote zu machen, die diesem einen spürbaren Mehrwert liefern. Dabei stehen Nachhaltigkeitsaspekte in der Kundenerwartung nicht zwingend an erster Stelle… Auch das war für uns eine wichtige Erkenntnis. Es geht also letztlich darum, die verschiedenen Bedürfnisse der Kunden bestmöglich zusammen zu führen, und hierzu mit dem Kunden im Austausch zu sein.

Herr Streubig, Sie hoffen auf einen Interessensausgleich der wesentlichen Akteure, also Verlader und Logistiker, Hersteller und Politiker. Gibt es Ihrer Erfahrung nach schon gemeinsame Lösungen, auch außerhalb Deutschlands, von denen Sie dann auch auf der EXCHAINGE berichten können?

Streubig: Vor dem Hintergrund zunehmender Verkehrsdichte in den Innenstädten mit all ihren negativen Nebenwirkungen, wie Flächenkonkurrenz, Schadstoff- und Feinstaubbelastung etc. gibt es inzwischen ja in einigen deutschen Ballungsräumen Pilotprojekte für z.B. eine gemeinsame Bewirtschaftung der sogenannten letzten Meile. Für mich absolut ein Schritt in die richtige Richtung!

Session:

Digitale Nachhaltige Supply Chains – Ist der Kunde weiter als die Logistik-Akteure?

21.11.2018 | Saal Harmonie C | Conference Area Halle 5.1

Termin:

EXCHAiNGE – The Supply Chainers’ Community 2018

6. Internationales Supply-Chain-Treffen mit Sessions, Plenumsdiskussionen, Live-Simulation, Award-Finale und Award-Night

20. und 21. November 2018

auf der Hypermotion in Frankfurt am Main

Und hier geht es zum Event EXCHAiNGE 2018, erstmals unter dem Dach der Fachmesse Hypermotion!

Mehr zur Hypermotion

Quelle: www.exchainge.de

Interview veröffentlicht am 10.10.2018 in Dies + Das, News (In- und Ausland).
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