Bundesnetzagentur: Vorstellung Jahresbericht 2015 – Homann: „Auch im Jahr 2015 haben wir uns für den Wettbewerb eingesetzt und uns als Anwalt für Verbraucherinnen und Verbraucher stark gemacht“

Die Bundesnetzagentur stellt heute ihren Jahresbericht für das Jahr 2015 vor. Die Entwicklung des Wettbewerbs, die Förderung der Infrastrukturen und der Schutz der Verbraucher sind dabei besonders von der fortschreitenden Digitalisierung geprägt. „Moderne und gut funktionierende Netze sind die Voraussetzung für Wohlstand und Wachstum – sie sind die Grundlage dafür, dass alle von den Innovationen des digitalen Wandels profitieren können“, erklärt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur.

TELEKOMMUNIKATION

Steigende Investitionen und hohes Datenvolumen

Die Investitionen im Telekommunikationsmarkt erreichten mit 8,1 Milliarden Euro eine weitere Steigerung im Vergleich zum Vorjahr mit 7,4 Milliarden Euro. Die Unternehmen investierten in erster Linie in den Glasfaserausbau, die Umstellung auf IP-basierte Netze und den Ausbau der LTE-Netze. Allein die Investitionen in die Kabel-TV-Infrastruktur sind mit 1,05 Milliarden Euro erstmals seit dem Jahr 2010 rückläufig.

Das durchschnittliche Datenvolumen pro Nutzer lag im Festnetz bei 31 GB pro Monat (2014: 27 GB). Das Gesamtvolumen im Festnetz stieg an auf 11,5 Milliarden GB (2014: 9,5 Milliarden). Auch im Mobilfunk erhöhte sich das Datenvolumen stark. Im Jahr 2015 wurden über 591 Millionen GB an Daten über die Mobilfunknetze übertragen. Die Anzahl von SIM-Karten in UMTS- und LTE-fähigen Endgeräten wuchs von 52,6 Millionen Geräten im Jahr 2014 auf 74,3 Millionen im Jahr 2015.

Digitalisierung verändert Kommunikation – Anzahl der SMS sinkt weiter

Die zunehmende Digitalisierung beeinflusst auch die Geschäftsmodelle der etablierten Telekommunikationsunternehmen immer stärker. Auch im letzten Jahr nutzen immer weniger Verbraucher den Kurznachrichtendienst (SMS). Die Zahl der versendeten SMS verringerte sich im Jahr 2015 auf 16,6 Milliarden. Im Vorjahr waren es noch 22,3 Milliarden, 2012 noch fast 60 Milliarden. „Immer mehr Kunden greifen auf Messaging-Dienste, wie WhatsApp, Viber oder Skype zurück. Die Bedeutung der SMS sinkt“, so Homann.

Bundesnetzagentur für Verbraucher

Bei der Bundesnetzagentur sind im Jahr 2015 rund 178.000 Verbraucheranfragen und Beschwerden im Bereich Telekommunikation eingegangen. Im Mittelpunkt standen Probleme beim Anbieterwechsel und Fragen zu Vertragsinhalten sowie Rufnummernmissbrauch. Ab der zweiten Jahreshälfte 2015 deutet das Beschwerdeaufkommen zu Problemen beim Anbieterwechsel erstmals auf Verbesserungen der Wechselprozesse hin. Wegen unerlaubter Telefonwerbung und Rufnummernunterdrückung hat die Behörde im letzten Jahr Bußgelder von insgesamt 467.350 Euro verhängt.

ENERGIE

Ausbau des Stromnetzes – Fortschritt und Erdkabel

Die Energiewende und der dafür notwendige Ausbau des Stromnetzes sind weiter fortgeschritten. Bis Ende des Jahres 2015 wurden 614 Kilometer der insgesamt 1.816 Kilometer Leitungen aus dem Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) realisiert, also rund 35 Prozent der Gesamtlänge. Diese Leitungen werden in Zuständigkeit der Länder geplant. Aus dem Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) waren bis Ende des Jahres 2015 rund 60 km realisiert.

Alle neuen Gleichstromverbindungen sollen nun vorranging als Erdkabel geplant und realisiert werden. „Die Bundesregierung hat damit einen wichtigen Schritt für die Akzeptanz des Netzausbaus unternommen“, betont Homann. Der Vorrang gilt u.a. für die zentrale von Nord nach Süd verlaufende Leitung „SuedLink“ und den von Sachsen-Anhalt nach Bayern führenden „SuedOstLink“.

Für das Stromleitungsprojekt „Ultranet“ von Osterath (NRW) nach Philippsburg (BW) hat die Bundesnetzagentur alle Antragskonferenzen durchgeführt und legt nun den Untersuchungsrahmen für alle Abschnitte fest. „Die Gespräche vor Ort mit den Behörden, Verbänden und den Bürgerinnen und Bürgern haben uns dabei sehr geholfen.“

Ausschreibung für PV-Freiflächenanlagen sorgt für sinkende Preise

Das Ausschreibungsverfahren für Photovoltaik-Freiflächenanlagen sorgte für große Nachfrage und sinkende Preise. Im Jahr 2015 hat die Bundesnetzagentur drei Ausschreibungen über 500 MW durchgeführt. Rund 150 Gebote gingen für jede Ausschreibung ein. Der durchschnittliche Zuschlagswert ist dabei von Runde zu Runde auf 8,00 ct/kWh gesunken. Die Vergütung der erneuerbaren Energien wird seit dem Jahr 2014 nicht mehr duch gesetzlich festgelegte Fördersätze ermittelt, sondern durch Ausschreibungen, die für mehr Wettbewerb sorgen.

Gasumstellung in Deutschland

Seit Mai 2015 wird die deutsche Erdgasversorgung umgestellt. Bis zum Jahr 2030 soll das sogenannte L-Gas durch H-Gas aus Norwegen, Russland und Großbritannien ersetzt werden. Hintergrund ist die rückläufige Förderung von L-Gas aus den deutschen und niederländischen Quellen. Die Netzbetreiber werden neue Gasleitungen bauen und insgesamt fünf bis sechs Millonen Endgeräte anpassen. Der Netzentwicklungsplan Gas 2015 kündigt die geplante Reihenfolge der betroffenen Netzgebiete an.

POST

Steigende Sendungsmengen im Paketbereich

Die fortschreitende Digitalisierung prägte im Jahr 2015 auch den Postmarkt. Der E-Commerce sorgt für steigende Sendungsmengen und Umsätze im Paketbereich. Insgesamt erhöhten sich die Sendungsmengen im Kurier-, Express- und Paketdienst im Jahr 2014 um 4,9 Prozent und lagen bei insgesamt 2,7 Milliarden Sendungen. Für das Jahr 2015 wird eine weitere Steigerung um 4,0 Prozent erwartet.

Im lizenzpflichtigen Briefbereich und bei der Zustellung von Zeitungen und Zeitschriften gingen die Sendungsmengen leicht zurück. Die Sendungsmengen erreichten im Jahr 2014 einen Wert von 15,9 Milliarden – für das Jahr 2015 ist wahrscheinlich eine Abnahme auf 15,7 Milliarden Stück zu erwarten. Als Grund gilt die weiter zunehmende Nutzung elektronischer Medien.

Deutsche Post weiterhin Marktführer

Die Deutsche Post-Gruppe war auch im Jahr 2014 mit einem umsatzbezogenen Marktanteil von 87,3 Prozent Marktführer im lizenzpflichtigen Briefmarkt. Die Wettbewerber erreichten zusammengenommen einen Marktanteil von 12,7 Prozent mit geringfügig steigender Tendenz.

Beschwerden häufen sich: Zustellprobleme und streikbedingte Ausfälle

Die Beschwerden zu Brief- oder Paketbeförderung haben deutlich zugenommen. Im Jahr 2015 gingen bei der Bundesnetzagentur 3.318 Beschwerden und Anfragen ein, im Vorjahr waren es 1.950. Zustellprobleme, der Verlust von Briefen, streikbedingte Ausfälle und die Zusammenlegung von Zustellbezirken wurden als Gründe angeführt. „Wir stehen kontinuierlich in Austausch mit der Deutschen Post, insbesondere was deren Personalplanung und Qualitätsmängel betrifft“, erklärt Homann. „Gleichzeitig bietet unser Verbraucherservice Rat und aktive Unterstützung – gerade was die Grundversorgung mit Postdienstleistungen angeht.“

EISENBAHN

Wettbewerb im Güterverkehr steigt

Der Wettbewerberanteil im Güterverkehr hat im Jahr 2015 weiter zugenommen und liegt inzwischen bei 36 Prozent. Auch im Personennahverkehr hat sich der Anteil an Wettbewerbern auf der Schiene verbessert. „Im Jahr 2010 hat die Deutsche Bahn noch 84 Prozent der Verkehrsleistung erbracht, im Jahr 2015 waren es nur 79 Prozent“, fasst Homann zusammen. Im Fernverkehr ist das Unternehmen mit 99 Prozent aber weiterhin marktbeherrschend. „Die Wettbewerbsintensität im Eisenbahnsektor ist weiterhin nicht zufriedenstellend. Wir brauchen mehr Unternehmen auf der Schiene, um dadurch Qualität und Preise im Sinne der Verbraucher zu verbessern.“  

In mehreren Einzelverfahren hat die Bundesnetzagentur aber die Rahmenbedingungen für den Wettbewerb konkretisiert und verbessert. Hier sind der Zugang zur Schiene und zu Serviceeinrichtungen als auch die Nutzungsentgelte zu nennen. Außerdem ordnete die Behörde Anpassungen im Trassenpreissystem der DB Netz AG an.

Der Jahresbericht 2015 der Bundesnetzagentur steht ab sofort unter: www.bundesnetzagentur.de/berichte zum Download bereit.

Quelle: www.bundesnetzagentur.de

Pressemitteilung veröffentlicht am 13.05.2016 in Dies + Das, News (In- und Ausland).
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