„Wir sind kein Konsolidierer!“

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Die Europaket+ GmbH hat sich in kurzer Zeit als erfolgreicher 4PL-Service-Provider im europäischen Raum etabliert. Die dvz sprach mit den Europaket+-Geschäftsführern Gerhard Lupert und Silvio Richter über die besonderen Merkmale ihres Geschäftsmodells und die zukünftigen Herausforderungen des regionalen und globalen Paketmarkts.

Herr Lupert – Europaket+ war am 1. August 2015 ein Jahr im Markt. Als Geschäftsführer eines sich dynamisch entwickelnden Unternehmens ist man ja erfahrungsgemäß bis über beide Ohren im Tagesgeschäft engagiert. Mal ganz ehrlich: Haben Sie den Jubiläumstag überhaupt bewusst registriert?

Gerhard Lupert: Tja, eigentlich nur ganz am Rande. In der Tat ist das Tagesgeschäft gerade eines jungen Unternehmens, das schnell wächst, ausgesprochen fordernd.

Ein Unternehmen, das schnell wächst – Sie sehen sich also auf einem guten Weg?

Gerhard Lupert: Das Wachstum übertrifft tatsächlich unsere Erwartungen. In dem Jahr seit unserem Start hat unser Unternehmen den Transport von mehreren Millionen Paketen organisiert, und das Volumen wächst rasant weiter. Unser Geschäftsmodell kommt ganz offensichtlich sehr gut an. Wir arbeiteten ja auch zuvor schon längere Jahre mit einem niederländischen Partner mit diesem Modell, was eine Menge Erfahrung mit sich gebracht hat. Die Unterstützung durch unseren Partner hatte auch den Vorteil, dass wir das schnelle Wachstum besser bewältigen konnten.

Kehren wir nochmal kurz zum Anfang zurück. Welche Überlegungen haben denn zu Ihrem Entschluss geführt, Arvato zu verlassen und mit Europaket+ ein eigenes Transportunternehmen zu gründen?

Silvio Richter: Als Mitglieder der Geschäftsleitung bei der Bertelsmann-Tochter Arvato haben wir sehr viel über moderne Geschäftsmodelle im Paketdienst gelernt. Schon da entstanden Ideen zur Optimierung der internationalen Carrier-Services, die wir heute umsetzen. Bertelsmann Arvato begann dann 2014 mit einer strategische Neuausrichtung der Geschäftsprozesse, mit dem Ziel, sich in Zukunft stärker auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Da wir beide unsere Vision zum länderübergreifenden Pakettransport weiter verfolgen wollten, haben wir uns entschieden, unter dem Dach des niederländischen Partners und Investors unsere Ideen in einem eigenen Unternehmen zu verwirklichen.

Gab es denn Spannungen mit Arvato, als Sie von Bord gingen?

Silvio Richter: Überhaupt nicht. Wir waren ein sehr kollegiales und auch erfolgreiches Team, bei dem wir sehr viel Praxiserfahrung sammeln konnten. Es war ja auch keine Entscheidung gegen irgendwelche Mitarbeiter oder Unternehmensaspekte bei Arvato, sondern einfach die Konsequenz aus der Tatsache, dass wir auf unserem Weg weiter gehen wollten, was angesichts der strategischen Ausrichtungsänderung im Konzern nicht mehr möglich war. Wir sind in bestem Einvernehmen auseinander gegangen.

Sie sprachen von dem Geschäftsmodell, das über die Jahre herangereift war. Was ist denn die Quintessenz dieses Modells, was ist der USP von Europaket+?

Gerhard Lupert: Zunächst einmal ist wohl unser Selbstverständnis wichtig: Europaket+ versteht sich als neutraler, unabhängiger Partner sowohl für den Kunden als auch für die Carrier. Wir nutzen unsere Markterfahrung und unsere tiefe Vernetzung im Paketmarkt und gestalten im Auftrag des Kunden mit den für den jeweiligen Transport geeignetsten Dienstleistern die optimale Transportlösung…

Optimal heißt …?

Gerhard Lupert: Optimal heißt so schnell, effizient und transparent wie möglich, bei maximaler Servicequalität. Innerhalb dieses Konzepts managt Europaket+ den kompletten Transportprozess. Man könnte verkürzt sagen: Europaket+ ist ein 4PL-Service-Provider, der Best-in-Class-Multi-Carrier-Lösungen vor allem für den B2C-Sektor anbietet, wobei die Hauptzielgruppe große Auftraggeber mit einem jährlichen Paketvolumen von um die 100.000 Stück ist. Unsere detaillierten Informationen über die Vielfalt des Angebots der verschiedenen Carrier ermöglichen es uns, für jede Destination den optimalen Pakettransport sicherzustellen, und zwar mit höchster Qualität und Transparenz.

Wie sieht das in der Praxis aus?

Silvio Richter: Das sieht so aus, dass wir für jeden Versand ein nach den Gesichtspunkten Service und Preis optimiertes Carriernetz aufbauen. Oft erweist es sich dabei als optimal, für die erste und/oder letzte Meile einen lokalen Dienstleister einzusetzen, der große Erfahrungen in der Region mitbringt, beispielsweise was Ortskenntnis, Vertrautheit mit den bürokratischen Prozessen oder die Einbindung in regionale Partnernetze angeht. So entwickeln wir beispielsweise jeweils spezifische Linehaulnetze, die die bestmögliche Transportoption realisieren.

Gerhard Lupert: Entscheidend aus Kundensicht ist dabei auch, dass wir die Lieferabwicklung so unkompliziert wie möglich gestalten. Europaket+ fungiert als Know-how- und Informationsdrehscheibe, die den Ablauf selbstständig durchführt, so dass der Kunde sich komplett seinem Kerngeschäft widmen kann. Obwohl wir ihm eine Multicarrier-Lösung zur Verfügung stellen, hat er es nur mit einem Ansprechpartner und einem IT-System zu tun, schließt nur einen Vertrag und erhält eine Abrechnung – quasi eine Rundum-Sorglos-Lösung für Transporte aller Arten und Ansprüche. Kunden können sich davon leicht überzeugen, sie brauchen dazu nur unser Angebot zu testen, beispielsweise indem sie uns eine spezielle Lieferung an eine konkrete Destination übertragen. Keiner muss heute noch die Katze im Sack kaufen.

Was unterscheidet Europaket+ eigentlich von einem der zahlreichen Konsolidierer auf dem Markt?

Gerhard Lupert: Europaket+ ist kein Konsolidierer. Unser Konzept dient dazu, neue und effizientere Transportservices für Versandaufgaben zu entwickeln. Der Paketversand wird heute als mit dem georderten Produkt untrennbar verbundener Kundenservice angesehen und ist dadurch Teil der Kundenbindungsmaßnamen der Unternehmen. Um die hohen Ansprüche in diesem Berich zu erfüllen, nutzen wir unser Markt-Know-how, unsere gute Vernetzung und moderne Software. Durch Kombinieren von Verkehrsträgern, Carrier-Strategien und Technologien unter Ausnutzung von Synergien erzeugen wir völlig neue Dienste. Diese nutzen beiden Seiten: den Carriern, weil wir ihnen neue Wachstumsmöglichkeiten verschaffen und den Kunden, weil ihnen Europaket+ nicht nur den Versand optimiert, sondern auch hilft, neue Märkte zu erschließen.

Wie ist das zu verstehen?

Silvio Richter: Wenn Unternehmen sich mit dem Gedanken tragen, in andere Märkte zu expandieren, ob europäisch oder global, sind Transportaspekte von entscheidender Bedeutung. Oft sind es gerade sie, die die Unternehmen von einem Engagement im Ausland abschrecken. Denken Sie beispielsweise an Faktoren wie hohe Transportkosten, einen häufig erheblichen Aufwand durch Verzollung und unterschiedliche bürokratische Prozesse oder die Herausforderungen eines länderübergreifenden Retourenmanagements. Hinzu kommt, dass sich insbesondere mittelständische Unternehmen im unübersichtlichen internationalen Carriermarkt nicht genügend auskennen, um einen effizienten Transport selbst organisieren zu können. Europaket+ übernimmt alle Transportprozesse und wickelt sie effizient und transparent ab und wird so zum kompetenten Markteintrittspartner für Unternehmen, die auf internationalen Märkten wachsen wollen. Wir wollen mit unserem Konzept erreichen, dass der Warenverkehr zwischen den verschiedenen Ländern schneller und bequemer wird, indem er ohne Brüche in der Prozesskette auskommt.

 In welchen Ländern ist Europaket+ derzeit aktiv?

Gerhard Lupert: Derzeit ist Europaket+ vor allem in Europa aktiv, Kernländer sind neben der DACH-Region Großbritannien, Frankreich, Italien Spanien und die Staaten Osteuropas. Seit Oktober gehört auch Skandinavien dazu, und soeben haben wir ein Joint Venture in den USA unterzeichnet, mit dem wir eine transatlantische Brücke schlagen und unsere Services vor Ort anbieten können. Konkret haben wir das Ziel, zu DEM großen Transportanbieter in Europa zu werden.

In der Zukunft werden neue Märkte hinzu kommen. Es besteht auch Interesse für Transportkonzepte aus Asien, langfristig werden auch Afrika und Südamerika interessante Märkte werden, denn auch dort entwickelt sich allmählich eine Mittelschicht, die Bedarf an bequemen Transportdiensten hat. Mit unserer Präsenz an zahlreichen Standorten sind wir in der Lage, umfassende Dienstleistungen bis hin zum Retourenmanagement im europäischen Ausland anzubieten.

Sie sind ja nun seit langem ganz intensiv im Paketgeschäft engagiert. Welche Verschiebungen und Veränderungen beobachten Sie da in letzter Zeit und welche Herausforderungen leiten Sie daraus für die Zukunft ab?

Silvio Richter: Zunächst steht fest: Die Zahl der zu transportierenden Pakete wird weiter stark ansteigen, allein schon durch den wachsenden E-Commerce-Markt, wo wir vor allem Nachfragezuwächse in den Bereichen Fashion und Lifestyle-Produkte sehen. Hier ist Europaket+ durch die Fähigkeit, Transporte bündeln, Prozesse optimieren und ein durchgängiges Retourenmanagement organisieren zu können, hervorragend positioniert. Es gibt bisher noch viel zu wenige Lösungen für diese Aufgaben auf dem Markt.

 Gerhard Lupert: Herausforderungen sehen wir auf unterschiedlichen Gebieten: Da ist das technisch-konzeptionelle Problem des optimalen Übergabezeitpunkts und –ortes. Hier müssen neue Konzepte gefunden werden, um die Belieferung präziser zu machen, denn jeder Übergabeversuch, der nicht funktioniert, kostet Zeit und Geld. Ein großes Defizit ist auch die gegenwärtige Situation bei der Belieferung der Innenstädte auf der letzten Meile. Es gibt einfach zu viele Lieferanten in den Stadtzentren. Da ist eine drastische Optimierung gefragt, bis hin zu einem Konzept, bei dem ein Dienstleister die große Mehrheit der Kunden beliefert. Was wir uns für die gesamte Paketlogistikbranche wünschen würden, ist, dass diese äußerst komplexe Dienstleistung insgesamt eine höhere Wertschätzung erfährt. Wir können dazu nur insoweit selbst etwas beitragen, indem wir dem Kunden gegenüber unsere Leistung stets transparent machen. Für die konkreten, immer anspruchsvolleren Herausforderungen des Tagesgeschäfts fühlen wir uns jedenfalls mit unserem auf Qualität, Effizienz und Transparenz setzenden Konzepts bestens gerüstet.

Quelle: www.europaket.de

Foto „head“: Gerhard Lupert (links) und Silvio Richter (rechts), beide Geschäftsführer bei Europaket+

 

Pressemitteilung veröffentlicht am 09.03.2016 in News (In- und Ausland), Paketdienste / Expressdienste.
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