Strom statt Diesel: UPS lässt sechs weitere Zustellfahrzeuge auf Elektrobetrieb umrüsten

– Die sechs neuen Elektrofahrzeuge kommen im Großraum Herne zum Einsatz
– Nach dem Einzeltest folgt nun ein Kleinflottenbetrieb

UPS in Deutschland hat den Umbau von sechs weiteren Diesel-Zustellfahrzeugen zu ausschließlich elektrobetriebenen Paketfahrzeugen in Auftrag gegeben. Den Umbau nimmt wieder das mittelständische Unternehmen EFA-S (Elektro Fahrzeuge Schwaben GmbH) in Zell unter Aichelberg vor. Im Rahmen der Modellregion für Elektromobilität Rhein-Ruhr sollen die Elektrofahrzeuge von der UPS Niederlassung in Herne aus operieren. Die Lieferung der ersten umgebauten Fahrzeuge ist für Februar 2012 vorgesehen.

Die Modellregion Rhein-Ruhr wird im Rahmen des Bundesprogramms »Elektromobilität in Modellregionen« des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) gefördert. Koordiniert wird das Programm von der NOW GmbH, Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie.

Seit November 2010 setzt UPS bereits ein auf Elektroantrieb umgebautes Zustellfahrzeug in der UPS Niederlassung in Wendlingen ein. Bei diesem Prototypen handelt es sich um ein Fahrzeug des Typs P80. Der P80 ist ein nach UPS Vorgaben entwickeltes Zustellfahrzeug mit 23 m3 Ladevolumen und einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,49 t. Die jetzt bestellten Umbauten erfolgen ebenfalls mit diesem Modelltyp. Die „neuen“ Elektro-P80 (oder kurz: P80E) profitieren dabei von den Erfahrungen, die UPS mit dem Prototypen gesammelt hat.

Bei UPS hat der Einsatz von alternativen Antrieben eine lange Tradition. Seit gut 70 Jahren testet das Unternehmen neue Technologien und nutzt alternativ betriebene Fahrzeuge als rollende Labore. Die Erkenntnisse aus dem Alltagseinsatz teilt UPS den Herstellern mit, um diese bei der Weiterentwicklung neuer Technologien zu unterstützen.

Bei den neu bestellten Fahrzeugen fließen zahlreiche Verbesserungen und Änderungen ein, die aus der systematischen Weiterentwicklung bei EFA-S und den inzwischen mehr als einjährigen Erfahrungen mit dem ersten UPS P80E resultieren:

– Es wird eine zusätzliche Variante mit einem neuen Elektromotor geben, der einen Direktantrieb ohne Schaltgetriebe ermöglicht. Der neue E-Motor wird direkt vor der Hinterachse verbaut. Dies ermöglicht ein stufenloses Fahren, das Gangschalten entfällt. Diese Änderung bringt eine Gewichtsverringerung und eine Reduzierung der Geräuschemission des Getriebes. Da diese Variante Steigungen weniger gut bewältigen kann, als die mit Schaltgetriebe, und erprobt werden muss, wird von dem Typ „direct drive“ vorerst ein Fahrzeuge gebaut.

– Die Position der Hoch-Volt-Ladesteckdose wird geändert, um einen leichteren Zugang für das Anschließen des Ladekabels bei eng geparkten Fahrzeugen (Seite an Seite) zu ermöglichen. Der Anschluss wird auf der Fahrerseite im Bereich des Fahrers positioniert (unterhalb des Sitzgestells).

– Gegenüber dem Vorgängermodell wird nun ein Display verbaut, das die wichtigsten Informationen in einer vereinfachten, schnell zu erfassenden Darstellung liefert.

– Eine leistungsstarke Kühlkreislaufpumpe für den Elektromotor wird in den neuen Modellen verbaut, um die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge weiter zu erhöhen.

– Software-Updates ändern die Start-Stopp-Automatik hinsichtlich der Servolenkungspumpe. Dadurch wird das ständige Ein- und Ausschalten der Servolenkung beim Rangieren (zum Beispiel beim Einparken) vermieden.

– Spannungsspitzen des Elektromotors werden im Fahrbetrieb durch eine neue Kennlinienprogrammierung reduziert, um so Energie zu sparen.

– Das Elektronikgehäuse für die Steuerung im Fahrerhaus wird um ca. 50% verkleinert. Dies spart Platz, aber vor allem Gewicht ein.

– Der Elektromotor – sowohl die Variante mit Direktantrieb als auch die mit Gangschaltung – erhält einen erhöhten Dichtheitsgrad (zum Schutz der Elektronik vor Schmutz und Feuchtigkeit) von IP 65 (zuvor IP 54).

– Die auf dem Standard IP 65 basierende Elektronik ist eine technische Weiterentwicklung, sie führt auch zu einer kleineren Bauweise und einer Gewichtsersparnis.

– Die neue „E-Motor-Steuereinheit“ und deren Ansteuerung wird in service-freundlichere, zugängliche Bereiche unterteilt. Dies ermöglicht einen einfacheren Zugriff, zum Beispiel für eine Fehlerdiagnose.

– In die Fahrzeuge wird ein neues Batterieladegerät verbaut, das kleiner und leichter ist, aber die gleiche Leistung erbringt.

– Im Fahrzeug wird ein Crash-Sensor verbaut, der im Fall eines leichten Auffahrunfalls das Hochvolt-System automatisch abschaltet.

„Die Erfahrungen, die wir mit dem ersten Umbau haben sammeln können, waren sehr positiv. Der nun folgende Einsatz im Kleinflottenbetrieb ist eine Konsequenz daraus. Die Erfahrungen mit dem Prototyp führen aber auch zu deutlichen Verbesserungen bei den neuen Modellen“, so Ralf Eschemann, Director Automotive bei UPS Deutschland. „Die Anschaffungs- und Wartungskosten für die Akkus machen den Einsatz elektrisch betriebener Fahrzeuge teurer als den konventioneller Fahrzeuge. Ökologisch ist der Umbau aber in jedem Fall attraktiv, da ein vorhandenes Fahrzeug verwendet wird und die mit dem Neubau eines Fahrzeugs verbundene Umweltbelastung in großen Teilen entfällt.“

Bei den umgerüsteten P80Es müssen die UPS Zusteller ihre trainierten Arbeitsabläufe nicht umstellen, da sich der nach UPS Vorgaben gestaltete Aufbau nicht verändert. Fast alle Handgriffe und Abläufe können wie gewohnt ausgeführt werden. Die Akkus befinden sich im Fahrzeugboden und im Motorraum und beeinträchtigen daher nicht das Ladevolumen.

Wie bei dem ersten P80E werden die neuen Fahrzeuge über 122 PS und über eine Bremsenergierückgewinnung (KERS – Kinetic Energy Recovery System) sowie eine Start-Stopp-Automatik, die bei Motorstillstand die großen elektrischen Verbraucher abschaltet, verfügen. Um bei kurzen Zustellstopps zu verhindern, dass die Elektronik nach dem Abstellen zum Losfahren erneut hochgefahren werden muss – was im Gegensatz zu konventionellen Antrieben Zeit kostet –, bleiben die Fahrzeuge zehn Minuten in einem Stand-by-Modus.

Die Zusteller verlieren dadurch keine Zeit und durch das geschickte Energie-Management bleibt der Verbrauch hierbei gering. Die Geschwindigkeit ist – wie bei allen UPS Zustellfahrzeugen in Europa – auf 80 km/h begrenzt.

Quelle: www.ups.com

Pressemitteilung veröffentlicht am 09.01.2012 in Nachhaltigkeit, Paketdienste / Expressdienste.
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