Versandhändler Schneider optimiert Warenausgang mit Pick-by-Voice: „Wir werden jeden Tag besser“

Das Versandhandelsunternehmen Schneider setzt in seinem Außenlager in Hamburg seit Anfang 2009 Pick-by-Voice für die Kommissionierung ein. Neben der Steigerung der Transparenz im Warenausgang hat sich die Produktivität erhöht bei einer gleichzeitigen Verringerung der Fehlerquote. Integrationspartner auf der Systemseite ist die Neu-Anspacher ICS International AG.

Um die Unternehmenszentrale in Wedel effizienter mit Ware beliefern zu können, hat die Schneider Versand GmbH den Warenausgang in ihrem Außenlager Hamburg zu Beginn des Jahres 2009 auf die sprachgesteuerte Kommissioniertechnik Pick-by-Voice umgestellt. Mit Hilfe dieser modernen Abwicklung kommissioniert Schneider an einem durchschnittlichen Tag rund 2.500 Umkartons allein im Kommissionierlager, das entspricht einer Gesamtmenge von 637.000 Umkartons im Jahr als Warenbereitstellung für den Versand in der Zentrale in Wedel.

„Wir werden jeden Tag besser in unseren Kommissionierprozessen“, zieht Stephan Schwemm, Versandleiter bei der Schneider Versand GmbH in Hamburg und verantwortlich für das Pick-by-Voice-Projekt, ein erstes positives Zwischenfazit. „Außerdem profitieren wir von einer nachhaltigen Qualitätsverbesserung in unseren Logistikprozessen und Dialogabläufen.“ Störungen können heute schneller erkannt und damit die Fehlerrate reduziert werden. Einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren ist dabei die frühzeitige Gestaltung des gesamten Logistikprozesses, die die Grundlage für die Effizienzsteigerungen gelegt hat. Denn erst wenn die Prozesse bekannt sind, können mögliche Optimierungen durch eine neue technische Lösung überhaupt erst greifen. „Für den Versandhandel ist die hier realisierte Gesamtlösung aus Pick-by-Voice, mobilen Etikettendruckern, neuem Datenfunk und dem prämienbasierten Entlohnungssystem sehr bemerkenswert“, so Schwemm.

Schnelle Akzeptanz auf Seiten der Mitarbeiter

Das Hochregallager im Hamburger Stadtteil Altenwerder verfügt auf einer Fläche von 23.000 Quadratmetern über eine Kapazität von 35.000 Europaletten und sorgt für den Nachschub in die Kommissionierbereiche. Darüber hinaus können in einem Kommissionierlager kurzfristig bis zu 4.500 weitere Europaletten deponiert werden. So besteht gemeinsam mit den Tochterfirmen der Schneider Versand GmbH ein ständiger Zugriff auf ein Gesamtspektrum von über 17.000 Artikeln.

„Eine der Hauptschwierigkeiten im Rahmen der Realisierung war die Integration der an den Fahrzeugen angebrachten mobilen Drucker“, sagt Schwemm. „Zu Beginn war es relativ schwierig, die Etiketten zeitnah auszudrucken.“ Nach einigen Wochen war dieses Problem allerdings behoben. Überhaupt waren die Verantwortlichen bei Schneider positiv überrascht, wie schnell sämtliche betroffenen Mitarbeiter die Pick-by-Voice-Lösung akzeptiert haben. Denn gerade für sie bedeutet es eine große Umstellung in ihrer Arbeitsweise, wenn man bedenkt, dass Schneider zuvor manuell anhand von Listen kommissioniert hat.

Verkürzung der Durchlaufzeiten durch parallele Abwicklung

Anstatt mit ausgedruckten Kommissionierlisten oder Handheld-Terminals arbeitet der Kommissionierer bei Pick-by-Voice mit einem kabelgebundenen Headset, welches entweder an einen handelsüblichen Pocket-PC oder einem eigens dafür konstruierten Gerät angeschlossen ist. „Im Rahmen der Umstellung auf Pick-by-Voice haben wir von Anfang an die Mitarbeiter mit ins Boot geholt und die Key User eng in die Entscheidungsprozesse einbezogen“ so Schwemm. Nach ein bis zwei Monaten sei das System vollkommen problemlos gelaufen und die Kommissionierer hätten sich an die neue, sprachgesteuerte Dialogführung gewöhnt. Die sprecherunabhängige Spracherkennung bewährt sich in der Praxis. Lediglich für einen Mitarbeiter wurde ein persönliches Sprachprofil angelegt.

„Der wesentliche Vorteil einer Pick-by-Voice-Lösung im Vergleich zu anderen Systemen ist, dass der Kommissionierer die Hände frei hat zum Kommissionieren“, erklärt ICS-Projektleiter Stefan Preusser. „Das spart Zeit und der Kommissionierer ist darüber hinaus in der Lage, Abläufe parallel vornehmen zu können, die vorher Schritt für Schritt und nacheinander abgearbeitet werden mussten.“ Einzelne logistische Prozesse können heute logisch miteinander verknüpft werden – eine Verkürzung der Durchlaufzeiten ist das Ergebnis.

Pick-by-Voice in Logistikabläufe integriert

Dabei hat sich Schneider durchaus nach Alternativen umgeschaut. „Eine Pick-by-Light-Lösung kam für uns aufgrund der vergleichsweise großen Distanzen innerhalb des Hamburger Außenlagers nicht in Frage“, sagt Thorsten Horn, bei Schneider zuständig für die IT-Organisation innerhalb des Pick-by-Voice-Projekts. „Und eine rein funkgestützte Alternative haben wir ebenfalls verworfen, da diese mit einem erheblich höheren Zeitbedarf verbunden gewesen wäre.“ „Wir entschieden uns schließlich für die Pick-by-Voice-Lösung des Neu-Anspacher IT-Systemhauses. ICS hat uns als flexibler Partner mit seiner Komplettlösung überzeugt“, so Schwemm. Der Systemintegrator realisierte die Lösung mit Hilfe der Sprachsoftware topSPEECH Lydia und dem PDA Voxter. Als Leitstand dient der ICS Pick-by-Voice-Monitor. Hierdurch hat Schneider jederzeit alle Kommissionieraufträge im Blick und kann stets aktuelle grafische Auswertungen erstellen. ICS hat seinen Leitstand an den bereits bestehenden Lagerverwaltungsrechner von Logisticus angebunden und somit Pick-by-Voice in die logistischen Prozessabläufe integriert hat. Im Einsatz sind derzeit 12 Geräte, darüber hinaus übernimmt ein Key-PDA die Funktion eines Sprachtrainers in dem Projekt. Ferner hat ICS die mobilen Drucker auf den Staplern geliefert und für die funktechnische Anbindung sämtlicher Geräte im Außenlager den Datenfunk vollständig neu installiert. Hier hat ICS auf die neueste Wireless-Switch-Technik von Motorola aufgesetzt. Dies beinhaltete auch im Vorfeld eine flächendeckende Funkausleuchtung nach IEEE 802.11bg-Standard.

Die Aufträge werden vom Lagerverwaltungssystem mittels Funk an den Kommissionierer gesendet. Die erste Sprachausgabe benennt den Gang, in dem Ware entnommen werden soll und schickt den Kommissionierer auf den Weg. Ist dieser dort angelangt, nennt das Sprachsystem Lydia Regal und Fach. Der Kommissionierer bestätigt dies mit einer Prüfziffer. Hierzu dienen die letzten drei Stellen der Artikelnummer, die das System dann überprüft. Wurde die richtige Prüfziffer genannt, wird der Kommissionierer angewiesen, wie viele Einheiten er aus dem Regal entnehmen soll. Nach Entnahme quittiert er diesen Vorgang mittels Schlüsselwörtern, die vom Rechner mittels Spracherkennung verstanden werden. „Früher haben wir gerade an dieser Stelle einmal gemachte Fehler nicht erkannt und diese haben sich durch den gesamten Prozess der Kommissionierung bis in den Versand durchgezogen“, erklärt Schwemm einen weiteren wesentlichen Vorteil der Pick-by-Voice-Lösung.

Grundlage für weitere Optimierungen

„Mit der nun installierten Lösung haben wir die Grundlage geschaffen, die es Schneider erlaubt, in den kommenden vier bis fünf Jahren weitere Optimierungen zu erreichen“, ergänzt José da Silva, Vertriebs- und Marketingleiter bei ICS. „Uns hat dabei sicher geholfen, dass wir bereits mehrere Pick-by-Voice-Anwendungen realisiert haben und auch über entsprechende Erfahrungen im Handel verfügen.“ Soft- und Hardwarekomponenten seien ohne Probleme updatefähig und auch für den entsprechenden Support bei der Wartung der Geräte ist mit Hilfe eines entsprechenden Rahmenvertrags gesorgt.
Darüber hinaus habe Schneider es aus seiner Sicht hervorragend verstanden, durch die Integration des Etikettendrucks dem Sicherheitsgedanken in der Kommissionierung ohne aufwändige Nachkontrollen Rechnung zu tragen. „In einem solchen Projekt ist es immer von entscheidender Bedeutung, wie die beteiligten Partner miteinander zusammenarbeiten“, so da Silva. „Bei uns hat auf beiden Seiten die Chemie einfach gestimmt, sodass eventuell aufkommende Schwierigkeiten auch schnell und unbürokratisch gelöst werden konnten.“

Integration zusätzlicher Lagerbereiche geplant

Und auch Schneider selbst ist mit den Ergebnissen zufrieden. „Bis heute konnten wir bislang notwendige Vorsortierungsarbeiten wie Listen und Etikettenstapel deutlich minimieren“, so Schwemm. “Die Fehlerrate hat sich reduziert und die gestiegene Transparenz trägt sehr zur Optimierung unserer logistischen Abläufe bei.“ In einem nächsten Schritt will Schneider nun auch die Mitarbeiter aus dem Kartonlager mit Pick-by-Voice-Geräten ausstatten und so die Effizienzgewinne im Warenausgang noch weiter erhöhen. Dann kommen noch einmal etwa 370 Umkartons am Tag beziehungsweise 86.000 Umkartons im Jahr dazu, die mit Hilfe der Pick-by-Voice-Lösung kommissioniert werden. In starken Monaten werden auch über 4.000 Umkartons am Tag mit Pick by Voice kommissioniert. „Ein solches System ist niemals fertig – Pick-by-Voice und auch das Funknetz selbst werden immer leistungsfähiger“, sagt IT-Organisator Thorsten Horn. „Das führt natürlich auch zu einer stetigen Weiterverbesserung unserer Kommissionierleistung.“

Weitere mögliche Ausbaustufen könnten sein, die Kommissionierung für die Druckerei sowie für die Prämienpackerei mit Hilfe der neuen Kommissioniertechnik zu optimieren. Insgesamt würden dann weitere acht Mitarbeiter an das System angebunden. „Und natürlich ist es auch möglich, dass aufgrund unserer positiven Erfahrungen im Außenlager Hamburg auch in der Firmenzentrale in Wedel darüber nachgedacht wird, Pick-by-Voice in den logistischen Bereichen einzuführen“, sagt Stephan Schwemm.



Foto: Die Aufträge werden vom Lagerverwaltungssystem mittels Funk an den Kommissionierer gesendet – die erste Sprachausgabe benennt den Gang, aus dem Ware entnommen werden soll und schickt den Kommissionierer auf den Weg.

Text: Thomas Wöhrle, Fachjournalist, Karlsruhe.

Pressemitteilung veröffentlicht am 01.10.2010 in News (In- und Ausland), Software.
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