Pokémon Go fesselt die Generation der Jäger und Datensammler

Pokémon Go ist ein Phänomen im Bereich der erweiterten Realität. Die App wurde innerhalb von knapp drei Wochen bereits 75 Millionen Mal heruntergeladen1 und lockt eine riesige Fan-Base tagtäglich auf die Straße um via Augmented Reality Pokémon zu fangen.

Das eigentliche Phänomen aber ist, dass Nintendo mit einer einzigen Veröffentlichung die Zukunft des gesamten Markts verändert hat. Nintendo hat sich von einem Spieleprogrammierer und Hardwareverkäufer entwickelt zu einem Unternehmen von unschätzbarem Wert. Der liegt insbesondere in dem so noch nie da gewesenen Umfang an gesammelten Daten. Pokémon Go nutzt diese Daten, um neue Ertragsquellen aufzutun. Das Unternehmen hebt Gaming auf ein völlig neues Level und befördert die Marke Nintendo in höhere Sphären. Zudem zeigt es, welche Macht Daten heutzutage haben.

Pokémon Go öffnet neue Welt der Datenerfassung

Um bei Pokémon Go erfolgreich zu sein, müssen die Spieler reale Orte persönlich aufsuchen. Im wahren Leben. Das heißt, die Präzision der von Pokémon Go generierten Standortdaten entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Mit falschen Angaben riskiert man, sich den Unmut von Millionen Nutzern zuzuziehen. Durchwegs korrekte Angaben dagegen ermöglichen die Erschaffung eines globalen Phänomens: Interaktive, digitale Erlebnisse verschmelzen mit der realen Welt. Mit Pokémon Go hat Nintendo eine neue Welt der Datenerfassung geschaffen. Natürlich erfassen etliche Unternehmen Standortdaten und bieten standortbasierte Benutzererlebnisse. Solche Daten schaffen mittlerweile völlig neue Möglichkeiten wie Check-Ins über soziale Netzwerke, ortsbasierte Kampagnen oder auch Standortsuchdienste auf den Websites lokaler Behörden. Die Bewegungen von Menschen in der realen Welt durch ein Spiel zu beeinflussen ist dagegen eine ganz neue Idee.

Das Sammeln von Bewegungsdaten verfügt über ein enormes Potenzial. Unternehmen können nur äußerst selten in großem Umfang Daten von Menschenmengen in der realen Welt erfassen. Wie bewegen sich die Menschen wann, wo und mit wem interagieren sie? Solche seltenen Möglichkeiten für Unternehmen bieten sich höchstens bei großen Musikfestivals, wichtigen Konferenzen oder in der Nähe touristischer Attraktionen.

Nintendo kann dagegen detailliert analysieren, wo die Spieler sich befinden und mit wem sie unterwegs sind.

Enormer Umsatzanstieg für Geschäfte mit Pokéstop

Der Download sowie die Nutzung von Pokémon Go sind kostenlos, dennoch muss das Unternehmen kurzfristig damit Profit generieren – und das tut es auch. Mit Pokémon Go können auf mehrere Arten Gewinne erzielt werden:

1. Für Nintendo ist die Erfassung standortbezogener Daten pures Gold wert. Diese neuen Ertragsquellen sind eine Ergänzung zu In-App-Käufen. Pokébälle, mit denen man weitere Pokémons fangen kann, können die Spieler an bestimmten realen Orten, sogenannten Pokéstops, erwerben. Die Daten an diesen Pokéstops wurden im Rahmen kürzlich durchgeführter Probedurchläufe erfasst und sind somit zuverlässig und genau.

2. Einige Geschäfte und Restaurants zahlen sogar dafür, in das Spiel als Pokéstop eingebunden zu werden. Laut Angaben der New York Post verzeichnete eine Pizzeria in Long Island City in den USA einen Umsatzanstieg von 75 %. Der Besitzer hatte gerade einmal 10 USD für einen Bonus im Spiel bezahlt, ein sogenanntes Lockmodul, das Pokémon anlockt – und in der Folge die Jäger und Sammler. Daraus ergibt sich eine weitere Ertragsquelle:

3. Werbung an realen Orten. Es kann sich durchaus rentieren, die Spieler nicht nur durch Boni im Spiel anzulocken, sondern solche Pokémon-Versammlungs-Orte mit Werbung zu versehen. Statt alleine zuhause auf dem Sofa zu spielen, gehen Pokémon-Spieler jetzt vor die Tür und knüpfen sowohl in der digitalen als auch der realen Welt neue Kontakte. Dadurch ergibt sich eine weitere potenzielle Ertragsquelle, denn Benutzerdaten sind mittlerweile von unschätzbarem Wert. Der Schlüssel ist der Kontext: – Wie, warum, wo und wann spielen sie Pokémon Go? Und mit wem?

4. Es geht darum, genau diese Daten zu bündeln und zu verkaufen. Und da diese tagtäglich von Millionen Nutzern getestet werden, ist die Genauigkeit hier quasi sichergestellt. Unternehmen, für die Daten einen Vermögenswert darstellen, profitieren immens: Uber, Airbnb und jetzt auch Nintendo. Unternehmen, die über die nötigen Plattformen verfügen, um diese Daten zu bereinigen und auszuwerten, besitzen einen riesigen Vorteil.

Virtuelle Spielwelt plus Standort in der realen Welt gleich Gewinn

Nintendo hat für mobile Spiele zweifellos einen Paradigmenwechsel angestoßen. Wettbewerber stehen nun unter dem Druck, schnellstmöglich ihre eigenen Spiele auf den

Markt zu bringen. Und zwar mit einer Geschwindigkeit und Qualität als ob sie bereits in den Startlöchern gewesen wären. Kreative Köpfe finden immer neue Ideen und Wege, wie man die reale mit der digitalen Welt kombinieren kann – und gleichzeitig damit Profit generiert. In einem Jahr werden Spiele mit erweiterter Realität ein eigenständiges, auf akkuraten Standortdaten basiertes, Genre bilden.

In der virtuellen Spielwelt steht plötzlich der Standort in der realen Welt im Fokus. Pokémon Go-Spieler starren nicht nur auf Ihre Smartphones, sie scannen Ihre Umgebung. Sie wissen, dass sie sich in der realen Welt befinden. Und genau dieses Bewusstsein für die reale Welt generiert Einnahmen und Investitionen. Diese Glokalisierung beeinflusst durch globale und lokale Einwirkung, wo und wie die Spieler ihre Geschäfte tätigen. Mit Pokémon Go hat Nintendo den Wert der zentralen Kundenansicht, die Kontext und Standort miteinander kombiniert, erkannt. Und das hält für die Zukunft großes Potenzial bereit.

Quelle / Von: Marc Hirtz, Pitney Bowes VP Continental Europe
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1 Quelle: Chip.de

Foto „head“: www.pixabay.com

 

 

Pressemitteilung veröffentlicht am 01.08.2016 in Dies + Das, IT, Mobile Kommunikation, News (In- und Ausland).
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